Frau
Zugmarschall steigt ein
Straßenfastnacht: Barbara Schaab stellt heute neuen Schirmherrn vor
– Kampagneauftakt am 11. November
HEPPENHEIM.
Lampenfieber gehört dazu: Barbara Schaab hat heute (8.) ihren ersten
offiziellen Auftritt als Frau Zugmarschall. Am Abend lüftet sie in
Kirschhausen ein wohlgehütetes Geheimnis und stellt den neuen
Schirmherrn der Heppenheimer Straßenfastnacht vor. Einer darf bei
der Vergatterung nicht fehlen: Werner Hell, der 15 Jahre lang als
Zugmarschall amtierte.
Hell hatte
seinen Rückzug als Vorsitzender beizeiten angekündigt und waltete in
diesem Jahr zum letzten Mal seines Amtes. Im Frühsommer wählte die
Interessengemeinschaft Heppenheimer Fastnachtsumzug Barbara Schaab
mit überwältigender Mehrheit zu seiner Nachfolgerin. Sie hatte die
Kandidatur davon abhängig gemacht, mit einem eingespielten Team in
ihre erste Kampagne gehen zu können. Vorstand und Zugkomitee
erfüllten diesen Wunsch.
„Zuerst habe
ich natürlich meinen Mann gefragt“, schmunzelt Bärbel Schaab. Klaus
Schaab, als Mitglied im Ordenskapitel der Bottschloren selbst von
der Fastnacht beleckt, war einverstanden. Mehr noch: er sicherte
seiner Gattin jegliche Unterstützung zu. „Der Partner muss
mitziehen, sonst klappt es nicht“, sagt sie. Beim Ehepaar Schaab
kein Problem: Ober-Laudenbachs Ortsvorsteher weiß aus Erfahrung,
dass seine Frau mindestens einen Monat lang öfter auf Achse als zu
Hause sein wird. Er hat das in der Kampagne 1997/98 schon einmal
erlebt. Damals war seine bessere Hälfte als Schirmherrin „Barbara
von Schaabonien“ durch die Säle getingelt. „Mein Mann hat mich
damals oft zu Auftritten begleitet. Ich hoffe, er tut es diesmal
wieder“.
An Terminen
wird es spätestens mit Beginn der Saalfastnacht nicht mangeln. Frau
Zugmarschall, Schirmherr und Gefolge besuchen sämtliche Sitzungen
all jener Vereine, die sich am Fastnachtszug beteiligen. „Manchmal
sind es drei bis fünf Veranstaltungen an einem Abend“, weiß Barbara
Schaab. Einmal überschreiten die Heppenheimer sogar die
Halbstundenbrücke: Ein Abstecher zur befreundeten Bensheimer
Karneval-Gesellschaft (BKG) ist fest eingeplant.
Auf ihrer
Werbetour bilden Zugmarschall und Schirmherr ein schier
unzertrennliches Gespann. Hilfreich, wenn zwischen beiden die Chemie
stimmt. „Kein Problem“, sagt sie und lächelt verschmitzt, „ich habe
ihn ja selbst ausgewählt“.
Während die
beiden Zugpferde andauernd eingespannt sind, wechselt das Gefolge je
nach Verfügbarkeit: Mitglieder des Komitees sind immer dabei, und
wenn’s der Terminkalender zulässt, marschiert der Musikzug
Starkenburg mit.
Viele
Termine, lange Abende, das ist die öffentliche Seite des Amts. Die
Arbeit selbst spielt sich größtenteils hinter den Kulissen ab, denn
der Umzug braucht sorgfältige Vorbereitung. Immerhin ist er
Heppenheims größtes Publikumsereignis. Im vorigen Jahr
beispielsweise brachte die Straßenfastnacht 80 000 Menschen auf die
Beine. „Als Neuling macht man sich Sorgen, dass man bei der
Organisation auch ja nichts vergisst“, sagt Bärbel Schaab. „Später
wird es dann zur Routine“.
Zum Glück
kann sie sich sowohl auf Hell verlassen, der ihr gern mit Rat und
Tat zur Seite steht, als auch auf ihr Team. Kleine Gruppen aus dem
Zugkomitee, denen jeweils ein Verantwortlicher vorsteht, kümmern
sich um Wagenbau, künstlerische Gestaltung, Musik, Plakettchen oder
Bonbons.
„In der
Summe sind das etwa 15 Leute“, erzählt Frau Zugmarschall. Weitere
Aufgabe ist die Kontaktaufnahme mit den Zugteilnehmern, den
Fastnachtsvereinen aus Lorsch und Bensheim, den Hilfsdiensten, der
Polizei und der Heppenheimer Stadtverwaltung – Bauhof und
Ordnungsamt sind wichtige Partner. Die Zugaufstellung am
Fastnachtssonntag (26. Februar) ist Chefsache.
Verlautbarungsorgan des Zugmarschalls ist traditionell das
Starkenburger Echo. In den Wochen vor der Straßenfastnacht erscheint
in jeder Samstagausgabe ein Ukas, mit Informationen für Teilnehmer
und Zuschauer. Flankierend dazu möchte Bärbel Schaab eine
Internetseite aufbauen. Dort sollen Ansprechpartner aus dem
Zugkomitee aufgeführt, die Zugfolge und Parkmöglichkeiten bekannt
gegeben werden.
Als weitere
Ziele für die Zukunft nennt sie das Werben um Nachwuchs - ein
schwieriges Unterfangen in heutiger Zeit - und die Verwirklichung
eines Wunschtraums, den schon Hell hatte. „Eine Sitzung, bei der die
besten Akteure aller Bergsträßer Fastnachtsvereine gemeinsam
auftreten“.
Und welche
Kleiderordnung gilt für einen weiblichen Zugmarschall? Bärbel Schaab
hält sich bedeckt: „Als Schirmherrin trug ich Fräcke in
verschiedenen Farben. Zugmarschall ist ein anderes Amt, deshalb
verlangt es nach anderer Kleidung“. Gemeinsam mit Tochter Sabine,
einer gelernten Schneiderin und staatlich geprüften
Entwurfsdirektrice, tüftelt sie an den neuen Gewändern. Als
Testpublikum dienen der Ehemann, Sohn Claus, Schwiegertochter
Christine, Enkelin Ann-Catrin und Chris, der Freund der Tochter.
Anfang Januar wird sie erstmals in die neue Garderobe schlüpfen,
dazu präsentiert sich das Komitee im neuen Outfit.
Was wünscht
sich Barbara Schaab für das neue Amt? „Dass mein erster Umzug
reibungslos und bei hoffentlich schönem Wetter über die Bühne geht“.
Zwar hat sie damals als Schirmherrin auch Lampenfieber gehabt, aber
diesmal steigt die Temperatur noch um ein paar Grad: „Als
Zugmarschall trage ich eine viel größere Verantwortung.“
Ihren
nächsten öffentlichen Auftritt als Frau Zugmarschall hat Barbara
Schaab beim Kampagneauftakt am 11.11. (Freitag) um 19.31 Uhr am
Jokusbrunnen auf dem Graben. Die Bevölkerung ist dazu eingeladen.
Anschließend geht’s zur Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum in den
Festsaal des „Halben Mond“.
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